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Auf der Suche nach der verlorenen Stadt

Nach eini­gen heis­sen Tagen in Tagan­ga, schö­nen Tauch­gän­gen und lecke­rem Essen buch­ten wir spon­tan am Sonn­tag Nach­mit­tag eine 5‑tägige Wan­de­rung zur Ciu­dad Per­di­da, der ver­lo­re­nen Stadt. Am Mon­tag mor­gen ging es los. Wir wur­den in unse­rem Hos­tel in Tagan­ga abge­holt, von dort aus ging es zum Büro unse­rer Expe­di­ti­on. Dort tra­fen wir auch die rest­li­chen Mit­glie­der unse­rer Gruppe.

Es gibt vier Agen­tu­ren, wel­che die­ses Aben­teu­er anbie­ten. Die Prei­se sind bei allen gleich und staat­lich regu­liert. Dies sichert die kor­rek­te Bezah­lung der Gui­des, Ver­si­che­run­gen usw. Nach­dem alle bezahlt hat­ten gings los. Mit meh­re­ren Gelän­de­wa­gen fuh­ren wir in den Tay­ro­na-Natio­nal­park. Nach knapp 2.5 Stun­den Fahrt auf teils holp­ri­gen Stras­sen erreich­ten wir schon rela­tiv tief im Urwald das Dorf «Mache­te Pelao». Dort gabs zuerst mal einen lecke­ren Lunch.

Nach eini­gen Infor­ma­tio­nen über die bevor­ste­hen­den Tage gings auf in Rich­tung Camp Eins. Die Gesamt­stre­cke beträgt 24 Kilo­me­ter hin zur ver­lo­re­nen Stadt und den glei­chen Weg zurück. Der Weg wird in meh­re­re Etap­pen auf­ge­teilt. Die knapp fünf­zig Kilo­me­ter durch den Jungle läuft man in ins­ge­samt fünf Tagen. Die ers­te Etap­pe war knapp acht Kilo­me­ter lang und dau­ert etwa drei bis vier Stun­den. Der Weg führ­te tief in den Jungle berg­auf und ‑ab. Die Tem­pe­ra­tur liegt etwa bei 30°C und tüp­pi­gen 80% Luftfeuchtigkeit.

Der Weg ist das Ziel, ist das Mot­to die­ser Wan­de­rung. Trotz der stra­pa­zen­rei­chen Wan­de­rung wird man belohnt mit wun­der­schö­nen Land­schaf­ten und schö­nen Wegen.

Vor unse­rer Grup­pe lie­fen die Maul­tie­re mit unse­rem Pro­vi­ant für die nächs­ten Tage geführt von Ein­hei­mi­schen wel­che die Stre­cke schon gewohnt sind, kaum schwit­zen und teil­wei­se mit Flip­flops oder Gum­mi­stie­fel lau­fen. Wir waren froh hat­ten wir unse­re Wan­der­schu­he dabei. Immer wie­der gab es klei­ne Pau­sen mit fri­schen Früch­ten wie Ana­nas oder Oran­gen zur Verpflegung.

Nach knapp 3.5 Stun­den erreich­ten wir das ers­te Camp, wel­ches über­ra­schen­der­wei­se grös­ser als erwar­tet war. Es bot Platz für gut fünf­zig Leu­te, hat­te ein­fa­che Bet­ten mit Matrat­zen, abge­deckt jeweils durch ein Mos­ki­to­netz, ein­fa­che sani­tä­re Anla­gen und meh­re­re Küchen mit offe­nem Feu­er. Sehr ein­fach und gemüt­lich, so wie man sich ein typi­sches Jungle­camp vor­stellt. Nach einer erfri­schen­den Dusche gabs dann auch schon lecke­res Abend­essen. Der ein­zi­ge Luxus den man sich leis­ten konn­te war ein lecke­res eis­kal­tes Bier oder ein Cola, wel­ches man sich auch ver­dient hat. Da alles mit Maul­tie­ren in die jewei­li­gen Camps geschleppt wer­den muss­te, war dies im Ver­gleich zu Kolum­bi­en rela­tiv teu­er, näm­lich CHF 1.80 🙂 Um zir­ka halb neun gings auch schon zu Bett, denn unser nächs­ter Tag begann um fünf Uhr mor­gens. Nach einem lecke­ren Früh­stück mit Rühr­ei und Kaf­fee oder heis­ser Scho­ko­la­de gings um halb Sie­ben los. Die längs­te Etap­pe von zir­ka fünf­zehn Kilo­me­ter lag vor uns. Immer wie­der muss­ten wir auf dem Weg den Fluss kreu­zen. Wenn es kei­ne Stei­ne zum Über­que­ren des Flus­ses gab, muss­te man die Schu­he aus­zie­hen und durch den knie­tie­fen kal­ten Fluss waten. Auf hal­ber Stre­cke kam ein wei­te­res Camp in dem wir unser Mit­tag­essen zu uns nah­men und uns im nahe­ge­le­ge­nen Fluss abkühlten.

Nach ins­ge­samt acht Stun­den wan­dern durch teil­wei­se dich­ten Jungle erreich­ten wir das letz­te Camp vor der ver­lo­re­nen Stadt. Die lan­ge Wan­de­rung war trotz Stra­pa­zen wun­der­schön. Nach einer Abküh­lung im nahe­ge­le­ge­nen Fluss gabs zuerst mal Apé­ro. Es gab Süs­sig­kei­ten, Pop­corn und Kaf­fee oder Tee. Danach wie­der ein lecke­res Nacht­es­sen: Fisch mit Reis, Salat und Plantanen.

In unse­rer Grup­pe waren wir fünf­zehn Leu­te, alle etwa in unse­rem Alter. Wir hat­ten Glück, die Grup­pe har­mo­ni­sier­te von Anfang an sehr gut mit­ein­an­der. Auch unser Gui­de war super, hat­te immer gute Lau­ne und war immer zu einem Scherz aufgelegt.

Nach einer kal­ten Nacht, dies­mal in der Hän­ge­mat­te, gings früh­mor­gens nach dem Früh­stück auf zur ver­lo­re­nen Stadt. Nach 30 Minu­ten erreich­ten wir erneut den Fluss wel­chen es wie­der bar­fuss zu über­que­ren galt. Nach der Über­que­rung kamen wir über eine Trep­pe hoch zu Ciu­dad Per­di­da. 1260 klei­ne Trep­pen­stu­fen galt es zu erklim­men. Irgend­wie fühl­te man sich wie in einem India­na Jones Film. Eine lan­ge stei­ne­re­ne Trep­pe tief im Jungle von Kolum­bi­en. Das Licht strahl­te durch die Blät­ter auf die Trep­pen­stu­fen, ein mys­ti­sches Bild. Nach wei­te­ren dreis­sig Minu­ten erreich­ten wir die ver­lo­re­ne Stadt, das Zen­trum des wich­tigs­ten indo­ge­nen Vol­kes der Tay­ro­na zur Zeit vor der Ent­de­ckung Süd­ame­ri­kas durch die Spa­ni­er, mit kreis­för­mi­gen Ter­as­sen auf 900 bis 1300 m.ü.M. Wun­der­schön wie auch mys­tisch die­ser Anblick. Unser Gui­de erklär­te uns die Geschich­te der ver­lo­re­nen Stadt von der Ein­wan­de­rung der Urvöl­ker aus Asi­en, der Ent­ste­hung und Wich­tig­keit der Stadt, die Zer­stö­rung der Stadt durch die Spa­ni­er, Grab­räu­be­rei in der Neu­zeit bis hin zur Gei­sel­nah­me von neun Tou­ris­ten im Jah­re 2003. Nach der kur­zen Ein­füh­rung in die Geschich­te der Stadt führ­te der Haupt­weg wei­te­re Stu­fen hoch bis zu den Haupt­ter­as­sen. Dort hat­ten wir Zeit zu ver­wei­len und die Stadt zu erkun­den. Am höchs­ten Punkt war der Aus­sichts­punkt mit schö­ner Sicht auf die Haupt­ter­as­sen, ein­drück­lich und wun­der­schön. Die Stra­pa­zen der Wan­de­rung hat­ten sich gelohnt. Nach einer Foto­ses­si­on auf der Platt­form ent­deck­ten wir eine Ter­ras­se höher bewaff­ne­te Sol­da­ten der kolum­bia­ni­schen Armee wel­che dort immer noch für Sicher­heit sorgen.

Nach der Besich­ti­gung der Stadt gings auch schon wie­der zurück Rich­tung Camp. Dort erwar­te­te uns auch schon das Mittagessen.

Nach einer klei­nen Sies­ta sowie einem erfri­schen­den Bad im Fluss gings dann schon wie­der los, zurück ins zweit­letz­te Camp wel­ches wir nach vier Stun­den erreich­ten. Dies soll­te auch unser Camp für die nächs­te Nacht werden.

Nach dem Früh­stück ging es auch wie­der früh los. Nach knapp vier Stun­den erreich­ten wir das nächs­te und für uns letz­te Camp in die­sen fünf Tagen. Nach dem Abend­essen sas­sen wir zusam­men, spiel­ten Kar­ten und tausch­ten uns mit den Ame­ri­ka­nern über vul­gä­re und lus­ti­ge Rede­wen­dun­gen unse­rer jewei­li­gen Lan­des­spra­che aus. Da wir am nächs­ten Tag «nur» noch vier Stun­den zu wan­dern hat­ten, gin­gen wir auch nicht so früh schla­fen. Es war sehr lus­tig und amü­sant wenn die Amis ver­such­ten schwei­zer­deutsch zu flu­chen oder für uns ein­fa­che Wör­ter aus­zu­spre­chen. Um elf Uhr gings dann ins Bett.

Am nächs­ten mor­gen hat­ten wir das letz­te Stück, wel­ches unse­re ers­te Etap­pe war, noch vor uns, drei bis vier Stun­den hiess es. Trotz knapp vier Tagen wan­dern in den Bei­nen, nah­men die drei Jungs aus den USA sich vor die­se Zeit zu unter­bie­ten. Wir schlos­sen uns der Grup­pe an. Nach etwas weni­ger als 2.5 Stun­den erreich­ten wir auch schon den Fluss kurz vor dem Dorf «Mache­te Pelao» in dem wir uns ein lan­ges erfri­schen­des Bad gönn­ten. Nach wei­te­ren zwan­zig Minu­ten erreich­ten wir dann auch das Dorf wo wir etwas erschöpft aber glück­lich unser Mit­tag­essen zu uns nah­men und wo auch schon die nächs­ten Grup­pen zur ver­lo­re­nen Stadt star­te­ten. Eine wun­der­schö­ne Wan­de­rung mit vie­len Ein­drü­cken hat­ten wir hin­ter uns.

Nach der Fahrt mit dem Gelän­de­wa­gen erreich­ten wir unser Hos­tel in Tagan­ga wo wir uns eine lan­ge Dusche gönn­ten und spä­ter noch lecke­re Moji­tos und was zu knab­bern bevor wir erschöpft ins beque­me Bett fielen.